Reifen

( oder: was mach ich mit den alten Schlappen ??? )

Neulich Sonntags auf dem Flohmarkt: Ich sehe einen Carrera Universal "wollte ich schon immer mal haben GT" auf dem Tisch liegen. Kurze Verhandlung über den Preis und schon ist es meiner. Dann schnell nach Hause, der Verkäufer hat gesagt, der läuft wie`s Gewitter. Zu Hause angekommen sofort zur Piste ( Essen ist zwar fertig und Frau findet den Neuerwerb auch nicht sonderlich aufregend, aber man muss halt manchmal im Leben Prioritäten setzen ), Strom einschalten, Auto aufsetzen, Regler drücken und ?............. er läuft, und das ohne hässliche Geräusche, an der Karosserie schleifenden Rädern, stotternder Motor oder ähnliches. Das Problem ist nur, er kommt kaum vom Fleck, hat keinen Grip, bewegt sich kaum vorwärts und wenn, dann ist in der nächsten Kurve Schluss mit Spurhalten und endet mit einen Dreher obwohl die Geschwindigkeit im Null-Komma-Km/h-Bereich liegt. Klare Sache, die Reifen sind`s. Alt, verhärtet oder sogar schon brüchig oder porös! Was nun??? Ersatzteilkiste raus und nach passenden Reifen gesucht. Vorderräder ist egal, die müssen eh nichts halten aber hinten, hinten müssen die ultimativen Gripwunder drauf. Und die Originalgröße muss es auch noch sein, alles andere wäre Frevel. Und schon geht das Probieren los. Etliche Reifenwechsel und Probefahrten später (das Essen ist auch schon kalt und die Ehefrau telefoniert schon mit dem Scheidungsanwalt) kommt die Erkenntnis, dass alle Reifen irgendeinen Mangel haben und dass der Grip irgendwo verloren gegangen ist. Doch woran liegt das und was kann man noch machen? Fragen über Fragen???

Ich unterscheide zwischen vier Varianten: Neue Reifen, auf der Oberfläche verhärtete Reifen, vollständig ausgehärtete Reifen und poröse Reifen.

Neue Reifen:

Neue Reifen sind natürlich immer Repliken, die, wenn man sie kauft, ein mehr oder weniger großes Loch in die Rennbahn- oder Haushaltskasse reißen. Die verwende ich eigentlich nur auf reinen Fahrautos, wo es um die letzten 1/10 geht. Dabei nehme ich auch schon mal von der Serie abweichende Reifenbreiten. Manchmal passen die Repliken nicht 100%ig und sie drehen sich auf der Felge. Da hilft passend zur Felgenbreite geschnittenes doppelseitiges Klebeband das zwischen Reifen und Felge geklebt wird. Das hält ewig und späteres Lösen ist damit auch keine Problem. Originale Reifen, evtl. sogar noch in der Originalverpackung würde ich nicht als "neue" Reifen bezeichnen, da sie auch in der Verpackung altern und längst nicht mehr den Grip von fabrikneuen Reifen haben.

Auf der Oberfläche verhärtete Reifen:

Naturgemäß verhärten Reifen durch Ausdünstung von der Oberfläche nach innen. Nimmt man von der Oberfläche etwas ab, reichen häufig wenige 1/10 mm aus, um wieder vernünftigen Grip zu erzielen. Man kann natürlich eine dieser sündhaft teuren Reifenschleifmaschinen kaufen, die die Reifen zudem auch in der Breite schneiden oder konisch schleifen können. Aber lohnt sich das für den Hobby-Carreraristi, der die teuren, alten Autos nur zum Spaß bewegt und keine Weltrekorde aufstellen will? Wie dem auch sei, das muss jeder selbst entscheiden. Bevor ich die Reifen bearbeite, kommen die zunächst erst einmal in die Waschmaschine zur 60°-Wäsche (sofern die Frau noch da ist und sich noch nicht hat scheiden lassen braucht sie keine Angst zu haben, es färbt nichts ab). Wenn man sie in eine alten Strumpf o.ä. steckt, findet man sie nach der Wäsche auch wieder und muss sie nicht aus dem Flusensieb fischen. Danach kommen sie wieder auf`s Auto und dieses auf mein "Reifenschleifbahnstück". Wie das funktioniert, wird an anderer Stelle beschrieben. Wenn das noch nicht endgültig hilft gebe ich ein paar Tropfen Öl auf die Reifen, verteile es gleichmäßig und lasse es ein paar Minuten einwirken und reibe die Reste mit einem Tuch ab. Hört sich komisch an "Öl auf die Reifen", hilft aber. Wahrscheinlich zieht das Öl ein, löst die Oberfläche an und verleiht dem Reifen neuen Grip. Außerdem gibt es auch noch chemische Mittel, die teilweise auch helfen sollen, womit ich aber keine Erfahrung habe.

Vollständig ausgehärtete Reifen:

"Hart wie Stein", das trifft auf diese schwarzen Dinger zu. Da helfen weder die zuvor beschriebenen Tipps noch chemische Mittel um die wieder auf Vordermann zu bringen. Eigentlich ein Fall für die Tonne, aber Halt!, verwenden kann man sie dennoch. Nämlich als Ausstattungsteile. Wir erinnern uns an das letzte F1-GP-Wochenende. Da stehen am Kurvenrand, hinter der Auslaufzone, viele zu Stapeln zusammen gebundene Reifen rum, die meistens farbig angemalt sind. Das war früher auch schon so, nur waren sie da schwarz oder weiß. Was liegt näher, als das bei unseren Bonsai-Nürburgring auch zu tun. 3, 4, 5 Stück zusammenkleben, evtl. noch etwas Draht oder Seil drum herum (die Originale werden mit Spannbändern zusammengehalten), vielleicht noch Farbe drauf und fertig. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Im Laufe der Zeit kommen da einige Stapel zusammen. Und noch ein Tipp für die, denen es so nicht schnell genug geht: Bei Sohnemanns alten Spielzeugautos finden sich oft Modelle, die maßstabsgetreue Reifen haben, die man ebenfalls dazu verwenden kann. Sollte Sohnemann das Sorgerecht der Mutter daraufhin vorziehen, kann man ja auch in den Wühlkisten der Flohmärkte mal schauen, was sich da passendes findet.

Poröse Reifen:

Hier ist "Hopfen und Malz" verloren. Sofern die Risse noch nicht groß oder schon ganze Ausbrüche vorhanden sind, kann man sie vielleicht noch zu Stapeln verbinden (siehe oben). Ansonsten kommt nun endgültig die Tonne ins Spiel, wo die dann auch reingehören.

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